025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus by Dämonenkiller
Author:Dämonenkiller
Language: deu
Format: epub
Haßfurt war ein kleiner Ort mit fünfzig Häusern am Fuße eines Hügels, auf dem ein imposantes Schloß thronte. Es lag eine Tagreise südlich von Köln. Der Prinzipal war am meisten von dem Schloß beeindruckt. Dies mußte die Residenz des Fürsten Hector I. sein, auf dem zur Fastnacht sein neuestes – sein bestes und reifstes – Werk seine Uraufführung erleben würde.
»Ich hoffe, ihr habt alle eure Rollen gelernt«, sagte der Prinzipal zu seinen Leuten. Er ritt der Kolonne aus drei Wohnwagen voran und trug sein bestes Kostüm.
»Ich weiß noch nicht einmal, was ich spielen soll«, meinte Speyer, der zusammen mit Isolde und dem Zwerg Odrigue auf dem Kutschbock des einen Wohnwagens saß.
»Keine Sorge, Herr Georg«, beruhigte ihn Apillion mit einer schwungvollen Handbewegung. »Die Rolle ist Euch wie auf den Leib geschrieben.«
Die Laune des Prinzipals verschlechterte sich aber zunehmend, je näher sie dem Ort kamen; und als sie auf der Hauptstraße an den ersten Häusern vorbeifuhren, hatte sie ihren Tiefpunkt erreicht.
Niemand war erschienen, um den Einzug der Komödianten mitzuerleben. Keine Mädchen standen entlang der Straße, um den Schauspielern Strohblumen zuzuwerfen. In den Fenstern tauchten nicht die Alten auf. Nicht einmal die Kinder erschienen, die sonst immer die ersten waren, wenn die Komödianten mit Spiel und Gesang einzogen.
Odrigue zupfte an der Laute und sang seine Verse auf den großen Cherves Apillion, aber niemand hörte ihm zu. Die Mädchen in ihren Phantasiekostümen tänzelten in gespielter Ausgelassenheit über die staubige Straße, allen voran Ada Madrigal, die Fleischberge, die aus ihrem tiefen Dekollete ragten, blaugefroren. Aber für wen das alles? Nicht einmal die Hunde kamen, um die Pferde anzubellen.
»Was ist das für ein Empfang?« rief der Prinzipal verärgert. »Ist dieses Dorf ausgestorben? Fastnacht steht ins Haus, aber statt guter Laune, Heiterkeit und Trubel herrscht hier Trauer.«
Die Straße machte nach dem dritten Haus einen Bogen. Dort stand ein alter Mann, der sich zitternd auf seinen Stock stützte. Als er den Zug der Komödianten erblickte, hob er seinen Stock und winkte. Apillion strahlte, winkte ihm gönnerhaft zu und ritt zu ihm hin.
»Habt ihr in Haßfurt die Pest, Alter, daß niemand auf der Straße zu sehen ist?«
Der Alte schüttelte den Kopf, lächelte und zeigte dabei sein zahnloses Maul.
»Was ist dann los, daß niemand zu unserer Begrüßung erscheint?«
»Heute findet die Hinrichtung des Schmiedes statt«, antwortete der Alte und setzte seinen Weg fort.
Als der Komödiantenzug um die Biegung der Straße kam, sah Speyer eine riesige Menschenmenge, die sich auf dem Hauptplatz drängte. Das ganze Dorf mußte sich hier versammelt haben.
Der Prinzipal ritt an die Menge heran. Einige Leute drehten sich um, blickten jedoch sofort wieder weg. Die buntgekleideten Leute schienen sie überhaupt nicht zu interessieren; sie waren ganz und gar von den Geschehnissen auf dem Marktplatz gebannt.
Speyer fuhr den Wagen so nah es ging heran. Von seinem erhöhten Platz auf dem Kutschbock hatte er einen ausgezeichneten Überblick.
Einige Dutzend Landsknechte hielten in der Mitte einen Platz frei. Dort war eine Loge errichtet worden, in der die Würdenträger und Honoratioren saßen. Neben der Loge stand eine Prunkkutsche. Darin saßen drei Personen, die alle in blendendes Weiß gekleidet waren.
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